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CHRISTINE VON WEIZSÄCKER - ECOROPA

Die studierte Biologin Christine von Weizsäcker, Jahrgang 1944, setzt sich seit über dreißig Jahren ein für biologische Sicherheit angesichts von Gentechnik und deren Fortführung in der synthetischen Biologie sowie für gerechte Bedingungen beim Zugang zu genetischen Ressourcen. "Solange unsere Landwirtschaft ein Antrieb für die Zerstörung von O?kosystemen ist und sie es aufgrund massiver schädlicher Subventionen auch bleibt, lässt sich der Verlust der biologischen Vielfalt nicht aufhalten", so ihre Überzeugung.

Seit 1986 engagiert sich Christine von Weizsäcker bei Ecoropa, einem europäischen Netzwerk für die Integration von Ökologie, Demokratie und Nord-Su?d-Gerechtigkeit in die politische Entscheidungsbildung. Seit 2006 hat sie das Amt der Präsidentin dieser Organisation inne. Ein besonderes Augenmerk richtet sie stets auf die ökologischen und sozio-ökonomischen Auswirkungen neuer Technologien, die Voraussetzungen für deren sachgerechte und unabhängige Risikobewertung und die Ausgestaltung der internationalen Regulierung dazu.

Christine von Weizsäcker ist nicht nur Autorin zahlreicher Publikationen, sondern steht auch für die Interessen der Zivilgesellschaft ein. So ist sie Mitglied des Vorstands der CBD-Alliance, des internationalen Netzwerks zivilgesellschaftlicher Organisationen, die sich für die Konvention über biologische Vielfalt einsetzen, und wurde von Frauenorganisationen weltweit als Expertin für die von der UNEP eingerichtete Advisory Group on International Environmental Governance nominiert, die intensiv zur Vorbereitung der Konferenz Rio+20 im Jahre 2012 beitrug.

Schon seit dem Erdgipfel in Rio 1992 liegt der Arbeitsschwerpunkt von Christine von Weizsäcker auf den internationalen Verhandlungen über biologische Vielfalt. Zu ihren größten Erfolgen zählt sie ihre Beiträge zur Weiterentwicklung der Konvention über biologische Vielfalt und zum Zustandekommen von deren Protokollen. Bei den Vertragsstaatenkonferenzen erinnerte Christine von Weizsäcker mit Nachdruck an die souveränen Rechte aller Staaten, auch der Entwicklungsländer, über Importpläne für gentechnisch veränderte Organismen informiert zu werden, Risikobewertungen durchzuführen und Importe abzulehnen. So beeinflusste sie die Inhalte des im Januar 2000 in Montreal verabschiedeten Cartagena-Protokolls über biologische Sicherheit, das gegen den massiven Widerstand der US-amerikanischen Gentechniklobby durchgesetzt werden konnte, sowie des Nagoya-Protokolls von 2010 über den Zugang zu genetischen Ressourcen sowie die faire und gerechte Verteilung der Vorteile, die aus ihrer Nutzung entstehen.

Die Liste ihrer Engagements und öffentlichen Ehrungen ist lang: Christine von Weizsäcker ist Vorstandsmitglied der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, Beiratsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Humanökologie, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Sigmund-Freud-Instituts, Gründungsmitglied des European Network of Scientists for Social and Environmental Responsibility (ENSSER), Beirätin des gen-ethischen Netzwerks, Kuratoriumsmitglied des Naturschutzbunds Deutschland (NABU), Mitglied der Arbeitsgruppe Biodiversität des Forums Umwelt und Entwicklung. Sie wurde 1998 mit dem Lecturer of the Year Award der US-amerikanischen National Association for Science, Technology and Society ausgezeichnet und erhielt im Jahr 2007 den Kant-Weltbürger-Preis. 2009 wurde sie mit dem Bayerischen Naturschutzpreis, 2012 mit dem Nachhaltigkeitspreis der Neumarkter Lammsbräu geehrt. 2014 folgte der 2. Preis bei der Trophée de Femmes.

Seit Mitte der siebziger Jahre trägt Christine von Weizsäcker zur wissenschaftlichen und öffentlichen Debatte über Technikfolgenabschätzung bei. Sie führte damals das Kriterium "Fehlerfreundlichkeit" in die Technikbewertung ein. Gemeint ist damit sowohl das Ernstnehmen der Realität, dass immer wieder Abweichungen vom erwarteten Lauf der Dinge vorkommen, als auch die Beschreibung von Vorbedingungen und Strategien, die es erlauben angesichts dieser "Fehler" zu überleben und lern- und antwortfähig zu bleiben. Vorsorgeprinzip und Nachhaltigkeit, wichtige Eckpfeiler der Diskussion seit 1992, sind Teil solcher Strategien, für die sie sich einsetzt.

Hartnäckig, aber ohne jeglichen Geltungsdrang, kämpft sie für ihre Anliegen: "Ich brauche keine Sichtbarkeit als Prophetin der Weltrettung, aber solange meine jungen Freunde meine Anwesenheit und meine Erfahrung bei internationalen Umweltverhandlungen sehr nützlich finden, versuche ich beizutragen, so gut ich kann", erklärt die engagierte Aktivistin.

Christine von Weizsäcker setzt sich seit Jahren sowohl wissenschaftlich als auch publizistisch-politisch für eine nachhaltige Landwirtschaft weltweit ein. Sie arbeitet gemeinsam mit Bauern, Bürgerinitiativen und Naturschutzverbänden auf vielen Kontinenten für den Erhalt der biologischen Vielfalt und gegen die gentechnische Manipulation von Pflanzen, Tieren und Lebensmitteln. In Anerkennung dieser Leistung erhält sie den Internationalen B.A.U.M.-Sonderpreis 2017.





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