CORPORATE SUSTAINABILITY REPORTING DIRECTIVE - CSRD
Nachdem vor Kurzem B.A.U.M. zu den geplanten Nachhaltigkeitsstandards Stellung bezogen hatte, veröffentlicht nun ergänzend das B.A.U.M.-Mitgliedsunternehmen VAUDE Sport GmbH & Co. KG seine Positionierung zum Entwurf der CSRD.
VAUDE begrüßt die geplante verpflichtende Berichterstattung
über Nachhaltigkeitsaspekte von Unternehmen in der EU. Wir setzen uns für eine
umfassende, ambitionierte, verbindliche und schnell wirksame Berichtspflicht
für möglichst alle Unternehmen ein.
Aus unserer Sicht ist die Zeit der Freiwilligkeit im
Hinblick auf nachhaltiges Wirtschaften vorbei; freiwillige Analyse der eigenen
Auswirkungen auf Mensch und Natur, freiwilliges Reporting sowie freiwillige
Maßnahmen haben bei weitem nicht zu ausreichendem Engagement der Wirtschaft
geführt, flächendeckend ihren Beitrag zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen
der Vereinten Nationen, zum Pariser Klimaschutzabkommen oder zur Einhaltung der
ILO Kernarbeitsnormen zu leisten.
Die vorgesehene Ausweitung der Berichtspflicht auf deutlich
mehr Unternehmen in der EU als bisher ist deshalb sinnvoll und notwendig. Sie
schafft die Grundlagen für ein Problembewusstsein in den Führungsetagen der
Unternehmen, in deren Mitarbeiterschaft und bei ihren Kund:innen als ersten
Schritt zu einer Bewertung der Risiken sowohl für Mensch und Natur als auch für
die Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens.
Die mit dem vorgesehen Reporting beabsichtigte Transparenz
schafft eine dringend benötigte Vergleichbarkeit zu den Auswirkungen der
Geschäftstätigkeiten von Unternehmen auf Menschenrechte und natürliche
Lebensgrundlagen, und damit endlich fairere Marktbedingungen: Unternehmen, die
bereits aktiv in Richtung nachhaltigen Wirtschaftens umsteuern und darüber
freiwillig öffentlich berichten, bleiben derzeit in der Regel auf den
zusätzlichen Kosten sitzen – und zwar sowohl für das Reporting selbst als auch
für die Umsetzung von Maßnahmen für Umwelt-, Natur- Verbraucherschutz und
Wahrung der Menschenrechte.
Fehlende verbindliche Vorgaben, über was Unternehmen die
Öffentlichkeit unterrichten müssen, öffnen derzeit Tür und Tor für Greenwashing
und führen zur Verwirrung von Konsument:innen, statt Nachfrage und Konsum
gezielt in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken.
Fehlende Nachhaltigkeitsangaben sowie deren mangelnde
Vergleichbarkeit führen zu vielen einzelnen Nachfragen von Stakeholdern und
damit zu hohem manuellen Bearbeitungsaufwand in den Unternehmen. Je
vergleichbarer und leichter zugänglich künftig diese Angaben sind, desto
effizienter können sowohl Unternehmen als auch deren Stakeholder damit
arbeiten, was nach dem initialen Reporting-Aufwand Kosten und Zeit im
Unternehmen einspart.
Eine unabhängige Prüfung der Angaben mit möglichst hoher
Verbindlichkeit ist dabei ebenso wichtig und richtig wie eine standardisierte
und digital verwertbare Verfügbarkeit.
Mit dem in der CSRD vorgesehenen Prinzip der doppelten
Wesentlichkeit werden relevante Auswirkungen auf das Unternehmen und auf Mensch
und Natur in beide Richtungen identifiziert und messbar gemacht. Dies wird eine
deutlich höhere Klarheit für Unternehmen und ihre internen und externen
Stakeholder schaffen.
Wir halten es neben einer klaren sektorspezifischen
Definition nicht ausschließbarer wesentlicher Aspekte wie Menschenrechte, Klima
oder Biodiversität (und zwar jeweils auch in der Lieferkette) für sinnvoll,
dass Unternehmen ihre Vorgehensweise zur Ermittlung der Double Materiality
erläutern müssen, sowie warum sie ggf. Aspekte für nicht wesentlich halten.
Mit der Berichterstattung ist zunächst nicht zwangsläufig
verbunden, dass das Unternehmen Maßnahmen zu Beseitigung negativer Auswirkungen
ergreift. Die durch die Berichterstattung hergestellte Transparenz wird aber
dazu führen, dass interne und externe Stakeholder wie Mitarbeitende, Kund:innen
oder Investor:innen über kurz oder lang stark hinterfragen werden, ob sie ihre
Arbeits- oder Finanzkraft in Unternehmen und deren Produkte investieren wollen,
die nicht Richtung Nachhaltigkeit aktiv werden.
Als mittelständisches Familienunternehmen halten wir
Sonderregelungen, Abschwächungen oder Verzögerungen für Unternehmen für
überflüssig. Eine aussagekräftige Nachhaltigkeits-Berichterstattung hängt nicht
von der Unternehmensgröße ab, sondern von der Weitsicht der Geschäftsführung
für die Herausforderungen unserer Zeit für Mensch und Natur, und von der
Priorisierung, mit der diesen Themen im Unternehmen begegnet wird.
Auch kleine Unternehmen können gravierende Auswirkungen auf
sensible Naturräume wie Moore oder auf vulnerable Gruppen haben. Wir setzen uns
dafür ein, dass die Berichtspflicht nicht von der Unternehmensgröße abhängig
gemacht wird, sondern von der Auswirkung der Branche auf Mensch und Umwelt.
Wir befürworten einen einheitlichen Berichtsstandard für
alle Unternehmen kombiniert mit einer "comply or explain" Methodik:
Wenn zu Teilen des Berichtsstandards im Unternehmen noch keine Informationen
vorliegen, sollte zeitlich begrenzt zunächst eine Erläuterung zur geplanten
Vorgehensweise zur Schließung dieser Lücken ausreichen.
Auch aus einer unternehmerischen
Risikomanagement-Perspektive heraus beurteilen wir den Nutzen einer umfassenden
Wesentlichkeitsanalyse als Basis einer aussagekräftigen
Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen und Gesellschaft als hoch: Mittel-/
langfristig werden für Unternehmen sonst deutliche höhere Kosten entstehen,
weil sie mangels Bewusstseins in einer sich immer schneller und "radikaler"
entwickelnden Welt ungeplant und damit viel kostenintensiver auf Situationen
reagieren müssen. Als einige Beispiele möchten wir auf die aktuelle
Versorgungskrise mit fossiler Energie, die auch ohne Krieg in der Ukraine
absehbar war, die Importverbote für Produkte mit Baumwolle aus Xingjiang in die
USA oder mit PFOA nach Norwegen hinweisen.
Eine klare Ausrichtung des Unternehmens an
Nachhaltigkeitsaspekten basierend auf einer stringenten Wesentlichkeitsanalyse
und einer transparenten Berichterstattung ist daher auch im Sinne der
Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen im globalen Markt.
Als VAUDE wünschen wir uns, dass Appelle von Unternehmen und
ihren Verbänden zur Abschwächung oder Verzögerung von verbindlichen,
ambitionierten und schnellstens wirksamen Maßnahmen zur Umsetzung der
notwendigen Transformation zu nachhaltigem Wirtschaften enden.
Wir fordern die Unternehmensverbände aller Branchen dazu
auf, proaktiv, konstruktiv und kreativ alles daranzusetzen, dass sich ihre
Mitgliedsunternehmen ihrer Verantwortung für Mensch und Natur bewusst werden,
ihre Auswirkungen sorgfältig analysieren und alle erforderlichen Ressourcen
bereitstellen, um messbar ihren Beitrag zu den internationalen
Nachhaltigkeits-Abkommen zu leisten. Eine transparente und selbstkritische
Nachhaltigkeitsberichterstattung ist eine wichtige Basis für diesen Weg.
Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Zukunftsfähigkeit und
Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen.
Zur weiteren Lektüre: Stellungnahme von B.A.U.M.
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