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BETRACHTUNG VON SCOPE-3-EMISSIONEN ALS INNOVATIONSTREIBER

Im Januar 2024 beginnt ein neuer Durchlauf unseres Scope-3-Forums. Das bewährte Format bietet einen Deep Dive in alle 15 Scope-3-Kategorien und wird von B.A.U.M. e.V. und B.A.U.M. Consult gemeinsam angeboten. Das Team von "Wirtschaft pro Klima" sprach im Vorfeld mit Consultant Anna Stroink über die besonderen Herausforderungen für KMU, aber auch über die Chancen, die in einer detaillierten Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette liegen.

Anna, du hast viel Erfahrung aus der Unternehmensberatung. Warum wird die Betrachtung von Scope 3 für Unternehmen zunehmend wichtig?

Durch die steigenden Anforderungen der CSRD, der neuen EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, wird das Reporten der Scope-3-Emissionen bei einer Wesentlichkeit des Themas Klimawandel verpflichtend. Der Standard fordert zunächst eine grobe Schätzung aller Treibhausgase und darauf aufbauend eine tiefergreifende Berechnung der wesentlichen Scope-3-Kategorien. Das beinhaltet sowohl die vor- als auch die nachgelagerte Wertschöpfungskette.

Aber auch wenn Unternehmen aufgrund ihrer geringen Größe nach den EU-Standards nicht berichtspflichtig werden, sind ihre Scope-3-Emissionen dennoch relevant. Da Scope 3 einen Unternehmen übergreifenden Charakter hat, können berichtspflichtige Unternehmen durchaus auch auf nicht berichtspflichtige Unternehmen zukommen und Informationen zu den Emissionen abfragen.

Vor welche Herausforderungen stellt das insbesondere KMU?

Eine große Herausforderung ist das Thema Ressourcen. Gerade KMU haben oftmals nicht das Budget, um eine ganze Abteilung für das Thema einzusetzen. Daher muss eine sinnvolle Gewichtung des Trade-off zwischen der Datentiefe und der Machbarkeit gefunden werden. Hier ist eine Wesentlichkeitsanalyse der 15 Scope-3-Kategorien ausschlaggebend. Sie hilft bei der Priorisierung der zu bearbeitenden Kategorien und ermöglicht, sich auf die großen Hebel in der Geschäftstätigkeit zu konzentrieren.

Das klingt nach viel Arbeit. Wo liegen dabei die Chancen?

Dadurch dass die gesamte Wertschöpfungskette detailliert betrachtet wird, bekommen Unternehmen eine hohe Transparenz von Prozessen. Mögliche bisher bestehende Ineffizienzen werden aufgedeckt und das bisherige Vorgehen wird hinterfragt.

Die Betrachtung von Scope-3-Emissionen ist aus unserer Sicht auch ein Innovationstreiber: Die Energieeffizienz, z.B. in der Nutzungsphase der Produkte, kann verbessert werden. Oft lassen sich Potenziale für Kreislaufwirtschaft identifizieren: bei Abfällen, Rezyklateinsatz, Modularität bzw. Reparierbarkeit, also was man als "end of life" bezeichnet.

Mitunter entstehen auch neue Partnerschaften und Netzwerke: Unternehmen finden z.B. neue, ökologischere Lieferanten, tauschen sich mit anderen Unternehmen aus, die auch ein Klimamanagement etablieren. Oder sie bringen sich aktiv in Brancheninitiativen oder -verbände ein, um mitzugestalten, wenn es darum geht, einen Branchenstandard zu setzen. Wenn man es klug angeht, kann das Ganze der Marktpositionierung dienen: Unternehmen übernehmen eine Vorreiterrolle und zeigen, dass sie sich ihrer Verantwortung auch im globalen Maßstab stellen.

Dem Austausch und der Vernetzung dient ja auch unser Scope-3-Forum. Es begleitet die Teilnehmenden beim Aufbau eines systematischen Klimamanagements für die Netto-Null Zielsetzung. Was sind die ersten Schritte beim Einstieg in die Betrachtung von Scope-3-Emissionen?

Im ersten Schritt kann anhand eines Mapping der gesamten Wertschöpfungskette identifiziert werden, welche Prozesse es überhaupt gibt, die zu berücksichtigen sind. Dabei kann direkt innerhalb der 15 Scope-3-Kategorien gedacht werden, die nach dem Greenhouse Gas Protocol definiert sind.

Anschließend ist es sinnvoll, sich Zahlen aus dem Controlling zu ziehen. Wohin fließt der Großteil meiner Ausgaben? In der Regel ist es so, dass eine Analyse der Euro-Werte bereits eine gute Schätzung abgibt, wo bei mir im Unternehmen die großen Emissionstreiber, also die Hot Spots, liegen. Um dann richtig in die Berechnung einzusteigen, kann im nächsten Schritt der Austausch mit den entsprechenden Abteilungen gesucht werden: An wen muss ich mich wenden, um die benötigten Daten zu erhalten? Welche Daten liegen uns bereits vor? Wo sind Lücken?

Auf dem Markt werden zahlreiche Tools zur Bilanzierung angeboten. Wie lässt sich da die Spreu vom Weizen trennen?

Wichtig ist die transparente Ausweisung der Quellen der hinterlegten Emissionsfaktoren und Annahmen. Außerdem sollte man sich vergewissern, ob die Emissionsfaktoren in regelmäßigen Abständen überprüft und ggf. angepasst werden, insbesondere bei den Scope-3-Kategorien. Sehr hilfreich ist die Option, eigene Emissionsfaktoren zu hinterlegen, u.a. von Lieferanten oder aus Brancheninitiativen. Wenn zudem detaillierte Auswertungen möglich sind, die auch als Excel zur Verfügung gestellt werden, werden die Ergebnisse universell nutzbar, unabhängig vom jeweiligen Softwaretool. Wichtig finde ich auch, dass ein Monitoring der Entwicklung und auf Kennzahlen-Basis möglich ist.

Danke, Anna, dass du dir Zeit genommen hast für das Gespräch. Im Scope-3-Forum erfahren Interessierte dann ab Januar mehr zum Thema.

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